Health of heart

Hausärztemangel

Warum mangelt es in Deutschland eigentlich so massiv an Hausärzten, wo doch so viele junge Menschen Medizin studieren?

In den letzten Jahren entwickelt sich in der Bundesrepublik Deutschland und besonders in den ländlichen Regionen ein zunehmender Mangel an Hausärzten. Rund 20 Prozent der Hausärzte in der Bundesrepublik sind älter als 60 Jahre. In vielen Regionen sind bereits jetzt zu wenige Hausärzte vorhanden, um den Bedarf in allen Gemeinden zufriedenstellend decken zu können. Laut einer Statistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) gibt es im Jahr 2020 in etwa 7.000 Hausärzte weniger als noch 2010.

Die Ursachen für den Hausarztmangel sind vielfältig. Eigentlich erfordern der medizinische Fortschritt und unsere alternde Gesellschaft mehr Allgemeinmediziner und Mittel zur ambulanten Versorgung der Patienten. Anfang der 1990er Jahre setzte die Politik aber wegen der explodierenden Kosten im Gesundheitswesen eine extreme Honorarkürzung durch. Für die ambulante Patientenversorgung stand nur noch ein begrenztes Honorarvolumen zur Verfügung und zwar unabhängig von Morbiditätsentwicklungen und dem Leistungsanspruch der Patienten.

Aber nicht nur das geringe Einkommen und die hohe Arbeitsbelastung, sondern auch das mangelnde Sozialprestige und die fehlende Infrastruktur im ländlichen Raum halten junge Mediziner davon ab, sich für ein Leben als Hausarzt zu entscheiden. Besonders Frauen sehen wenige Möglichkeiten, den Hausarztberuf mit der Familienplanung zu vereinbaren. In Deutschland sind etwa 40 Prozent der zugelassenen Hausärzte weiblich.

Der Deutschen Hausärzteverband hat sich deshalb in den letzten Jahren intensiv dafür eingesetzt, den Hausarztberuf wieder attraktiver zu gestalten. Die Einführung der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) hat z.B. zu einer grundlegenden Änderung der Rahmenbedingungen der hausärztlichen Tätigkeit geführt. Auch die Förderung und Entwicklung neuer Kooperations- und Arbeitszeitmodelle lassen den Hausarztberuf wieder erstrebenswert erscheinen, zumal viele Gemeinden inzwischen mit familienfreundlicher Infrastruktur werben.

Auch die Landesverbände des Deutschen Hausärzteverbands setzten sich für die Sicherstellung der flächendeckenden Grundversorgung mit Hausärzten ein. Die Nachwuchsinitiative des Hausärzteverbandes in Bayern soll jungen Ärzten aufzeigen, wie vielseitig der Hausarztberuf ist. Mit Infomaterialien, Workshops und Infoständen soll das Interesse an der Allgemeinmedizin geweckt werden. Der Hausärzteverband Baden-Württemberg hat dagegen das Programm Perspektive Hausarzt Baden-Württemberg ins Leben gerufen. Ziel der Initiative ist es, Medizinstudierende in ganz Deutschland vom Hausarztberuf zu begeistern, Ärzte in Weiterbildung zu einer Niederlassung als Hausarzt in Baden-Württemberg zu motivieren und niedergelassene Ärzte, Kommunen und Landkreise auf der Suche nach einem neuen Hausarzt zu unterstützen.