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Arbeitsbedingungen

Hausärzte sind in ihrem Beruf stark belastet – das Engagement für die Patienten geht oft über einen Acht-Stunden-Tag hinaus. In den letzten Jahren wurden deshalb verschiedene Konzepte und Modelle entwickelt, wie die Arbeitsbedingungen von Ärztinnen und Ärzten verbessert werden können, um Belastungen zu reduzieren, den Hausarztberuf wieder attraktiver für den Nachwuchs zu gestalten und eine ausgewogene Work-Life-Balance zu gewährleisten.

Arbeitsformen

Die „klassische“ Einzelpraxis ist schon lange nicht mehr die einzige Möglichkeit, um sich als Hausarzt niederzulassen. Inzwischen kann man zwischen verschiedenen Niederlassungsformen wählen. Man kann sich natürlich auch weiterhin mit einer Einzelpraxis selbstständig machen oder eine bestehende Einzelpraxis von einem Vorgänger übernehmen.

Oder man teilt sich im Rahmen einer Praxisgemeinschaft Praxisräume, medizinische Geräte und Fachpersonal (und damit Kosten) gemeinsam mit anderen Ärzten. In einer Gemeinschaftspraxis teilt man sich dagegen nicht nur die Kosten, sondern behandelt auch gemeinsam (und nicht wie in der Praxisgemeinschaft getrennt voneinander) einen Patientenstamm. Und auch die Teilzulassung ist eine Form der Niederlassung.

Dabei ist man in Teilzeit selbständig mit einer eigenen Praxis. Die vorgeschriebene Präsenzzeit in der Praxis reduziert sich von den vorgeschriebenen 20 Stunden auf zehn Stunden pro Woche. Wer sich nicht selbständig machen möchte, kann sich für eine Anstellung als Arzt in einer Praxis oder einem medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) entscheiden. Schließlich kann man als Alternative auch Jobsharing betreiben und mit einem schon niedergelassenen Kollegen der gleichen Fachrichtung kooperieren und die Arbeitszeit aufteilen.

Durch die Schaffung verschiedener Arbeitsformen werden vor allem Nachwuchsmediziner motiviertet, den Hausarztberuf zu ergreifen. Durch vielseitigere Niederlassungsformen kann außerdem die Qualität der ambulanten hausärztlichen Versorgung gesteigert werden.

Arbeitszeit

Wegen der flexibleren Niederlassungsformen ist es heute nicht mehr zwingend erforderlich in Vollzeit als Hausarzt tätig zu sein. Teilzeitmodelle und geregelte Arbeitszeiten sind auch im Hausarztberuf immer häufiger anzutreffen. Dadurch wird ein engagiertes Berufsleben und gleichzeitig die Verwirklichung anderer Lebensbereiche wie Familie, Freizeit oder begleitende Nebentätigkeiten ermöglicht.

Arbeitsort

In Zukunft ist mit einem hohen Bedarf an neuen Hausärzten vor allem in ländlichen Regionen zu rechnen. Diese werden von jungen Ärzte und deren Familien aber oft als unattraktiv empfunden. Trotzdem wären viele Nachwuchsmediziner bereit, in solchen Regionen zu arbeiten, wenn ihre Flexibilität erhalten bliebe und eine ausreichende Infrastruktur zur Verfügung steht. Viele Gemeinden engagieren sich deshalb verstärkt im Aufbau einer guten sozialen Struktur mit Kindergärten und Schulen.

Vergütung

Die Gehälter von angestellten Ärzten in hausärztlichen Praxen orientieren sich meistens am Tarifvertrag der angestellten Klinikärzte. Ist man mit einer eigenen Praxis selbstständig, macht das über die Kassenärztliche Vereinigung (KV) ausgezahlte Honorar für die Behandlung der gesetzlich versicherten Patienten den größten Teil der Einnahmen aus. Die Abrechnung der Leistung erfolgt auf der Basis des so genannten einheitlichen Bewertungsmaßstabes (EBM). Das Honorar für privat Versicherte wird dagegen nach der amtlichen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) abgerechnet.

Allgemeinmediziner, die sich als Hausärzte niederlassen, tragen das volle wirtschaftliche Risiko und sehen sich aber gleichzeitig einer zunehmenden Unplanbarkeit der Praxisfinanzierung gegenüber: Budgetierung, Regressgefahr, schwankende Punktwerte, intransparente Abrechnungen und verzögerte Zahlungen wirken oft abschreckend. Gegenwärtig sind die Regeln für die Vergütung hausärztlicher Tätigkeit oft komplex und schwer durchschaubar. Deshalb bietet die AOK Baden-Württemberg (als bundesweit erste Krankenkasse) seit 2008 gemeinsam mit dem Hausärzteverband Baden-Württemberg und dem MEDI-Verbund allen Hausärzten einen Vollversorgungsvertrag zur Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) an. Dieses Honorarmodell baut überwiegend auf Pauschalen auf, die in festen Eurobeträgen definiert und dadurch einfach zu kalkulieren sind. Die hausärztliche Praxis erhält für alle erbrachten Leistungen eine entsprechende im Vertrag festgelegte Vergütung.

Work-Life-Balance und Familienkompatiblität

Eine ausgewogene Work-Life-Balance und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind für Nachwuchsmediziner ein wichtiges Thema. Angesichts des zunehmenden Anteils von weiblichen Medizinerinnen wird der Ausbau flexibler Arbeitsmodelle mit geregelten Arbeitszeiten immer wichtiger.